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Lesen im Fach Mathematik

Das Fach Mathematik gilt nicht als besonders sprachaffin. Es ist jedoch weniger die Menge an Text, die es zu bewältigen gibt, als die fachliche Spezifik, die Lernende vor Probleme stellt. In Mathematik werden nämlich sehr abstrakte Gegenstände und Sachverhalte behandelt, die nur mit einer genauen Sprache fassbar werden. Das Konzept, was beispielsweise mit dem Begriff der Geraden verbunden ist, kann nur behelfsmäßig an der Tafel sichtbar gemacht werden, die Unendlichkeit einer Geraden kann nicht abgebildet werden. Auch Begriffe aus der Alltagssprache wie der Nachfolger in Zahlenreihen weisen Fallstricke auf, denn die Bedeutung hier ist eine andere, als wenn wir von Nachfolgern in Firmen oder in der Politik sprechen. Hinter den alltagsnah klingenden Begriffen verbirgt sich eine abstrakte Herleitung, mit deren Hilfe hier Vorgänger und Nachfolger definiert werden können. Ebenso kann das Adjektiv negativ viele Bedeutungen haben, dessen Polysemantik wird im fachspezifischen Gebrauch jedoch reduziert: statt negativer medizinischer Tests oder negativer, also schlechter, Stimmung ist die Bedeutung von negativen Zahlen grundlegend anders geartet. Präzise Erklärungen, die sich an die verdichtete und abstrakte Sprache der Mathematik anschließen müssen, machen die fachlichen Gegenstände fassbar . Durch Fachsprache müssen Symbole, Formeln und Zeichenketten in ihrer Abstraktheit erfasst werden, um mit ihnen umgehen zu können.

Im Beispiel unten dient der zusammenhängende Text dazu, Vorstellungen von Räumlichem, also Konkretem, zu entwickeln (die Tiefsee und ihre Bewohner), um dann in Form eines Zahlenstrahls eine abstraktere Fachebene zu erreichen. Dadurch wird nachvollziehbar, wie das umfangreiche und mehrdeutige Adjektiv negativ im spezifisch fachlichen Kontext anzuwenden – hier auf einer Skala einzutragen – ist.

Um das Lesen im Mathematikunterricht anzuleiten, werden nun im Folgenden Aufgabenbeispiele angeführt, die sich mit unterschiedlichen Themenfeldern der Mathematik beschäftigen, sie sind auf andere Themenfelder übertragbar.

Der Text „Leben in der Tiefsee“: Einstieg in den Themenbereich „Negative Zahlen“
Beim ersten Lesen erhalten die Schülerinnen und Schüler keinen spezifischen Leseauftrag. Es geht lediglich darum, eine Vorstellung von der beschriebenen Unterwasserwelt zu entwickeln und in diese „einzutauchen“.In der zweiten Begegnungsphase muss dann die fachliche Perspektive eingenommen werden, um die relevanten Lage- bzw. Meterangaben in einem ersten Schritt zu entnehmen sowie in eine Tabelle einzutragen und in einem zweiten Schritt mathematisch zu sortieren. Dafür müssen die entnommenen Informationen in eine andere Darstellungsform (Zahlenstrahl) gebracht werden. Auf spielerische Weise erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler so den Bereich der negativen Zahlen und setzen sich mit den im Text beschriebenen Relations-, Abstands- und Tiefenangaben mathematisch auseinander
Mathematisch auf Alltagssituationen blicken: Rechengeschichte zum Thema „Zoo“

Hierbei handelt es sich um einen Text, in dem mathematisch relevante und nicht-relevante Inhalte zu finden sind. Die Schülerinnen und Schüler müssen erkennen, welche Informationen zu den Fragen der Aufgabenstellung passen, um dann zu identifizieren, welche Informationen nur abgelesen werden bzw. welche Zahlen und Angaben man benötigt, um die entsprechende Frage mit Hilfe einer Rechnung zu beantworten. Im Anschluss daran erfolgt eine Auseinandersetzung mit der entsprechenden mathematischen Fachsprache. Abschließend wird dann hier ein kreativer Zugang zu der mathematischen Aufgabe gewählt, indem die Schülerinnen und Schüler die mathematische Aufgabe, die sie aus einem Text herausgefiltert haben, in Form einer Bildgeschichte darstellen.

Eine weitere thematische Ergänzung zu dem Bereich „Zoo“ findet sich im Beispiel „Futterbestellung“:

In der Aufgabe sind die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert, eine Futterbestellung für verschiedene Zootiere aufzugeben. Die dazu benötigten Informationen erhalten sie in Form von narrativen Kurztexten. Die Futtermengen der Tiere sollen in einen bereitgestellten Bestellschein (PDF, 182KB) eingetragen werden. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler zwischen für die Aufgabengabenstellung relevanten und nicht-relevanten Zahlenangaben unterscheiden. Mit Hilfe der Mathematik erarbeiten die Schülerinnen und Schüler dann eine Lösung und beziehen diese auf die Sachsituation zurück. Im Vordergrund dieser Aufgabe steht die Prozessorientierung und hier insbesondere das Problemlösen und das Modellieren. Sie erleben in der Auseinandersetzung mit der fiktiven Alltagssituation, die Mathematik als Werkzeug einzusetzen. So erhalten sie eine andere Perspektive auf Zahlen und auf den Umgang mit ihnen.

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